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Neuhausen im Enzkreis

Geschichte Neuhausen im Enzkreis

Die Bietdörfer heissen Hohenwart, Schellbronn, Hamberg, Steinegg, Neuhausen, Lehningen, Mühlhausen und Tiefenbronn. Die Gründung vieler Dörfer mit den Endungen "hausen" und "bronn" fallen in die Zeit vor 800. Dörfer mit "ingen" - Endungen sind meist alemannischen Ursprungs. Deren Gründungen liegen früher. Da die meisten Ortsnamen im Biet nicht auf "ingen" enden, müssen diese Dörfer wohl in der karolingischen bzw. nach karolingischen Zeit gegründet worden sein. Erste urkundliche Erwähnungen erfolgten später.

Bei der Anlage von Waldhufendörfern wurden von einer Mittelachse ausgehend Streifen von 150-200 m Länge und 50 m Breite in den Wald gerodet. Hier erstreckten sich die Huben auch Hufen genannt, als schmale Landstreifen bis zum Waldrand. Die Freiherren von Gemmingen führten ein strenges Regiment. Dabei halfen ihnen die Vögte, auch Schultheisse genannt, denen die Verwaltung oblag.

Jede Gemeinde hatte zwei Bürgermeister, die für das Rechnungswesen zuständig waren. Auch die Gerichtsbarkeit lag in den Händen derer von Gemmingen. Das letzte Todesurteil wurde lt. Ortschronik Neuhausen 1793 auf dem Galgenberg in Neuhausen an einer Frau vollzogen, die ihren Mann vergiftet hatte. Die Einwohner des Dorfes waren in 2 Klassen eingeteilt die Gemeindebürger und Beisassen. In der zweiten Hälfte des 19 Jahrhundert wurden nur nussgrosse Kartoffeln geerntet. Äcker wurden für einen Laib Brot verkauft. Man ging ins "Schwäbische", um als Lohn für eine Woche Arbeit einen Laib Brot nach Hause zu bringen. Anfangs gingen die Rassler täglich zu Fuss nach Pforzheim. Zweieinhalb Stunden dauerte der Fussmarsch von Steinegg nach Pforzheim. Eine erste Erleichterung brachte die Inbetriebnahme der Nagold Eisenbahn. Es waren zwar bis zur Haltestelle Monbach-Neuhausen immer noch lange Fussmärsche notwendig, aber verglichen mit vorher war es fast schon komfortabel. Die Bezeichnung "Goldschmiedeweg" erinnert noch an die Rassler des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Die Eröffnung der Kraftpostlinie Pforzheim-Lehningen 1925 brachte die ganz grosse Verbesserung. Aus Rasslern wurden Berufspendler. Die meisten benutzten die neuen Omnibusse, andere "rasselten" aus finanziellen Gründen weiter ins Monbachtal. Manche nahmen sich auch eine Unterkunft, die Woche über in Pforzheim, für 80 Pfennige. Es wohnten meist mehrere zusammen in einem Raum, man lag zu zweit in einem Bett. Von zu Hause nahm man einen Laib Brot mit. Zu Mittag und zu Abend ass man für je 6 Pfennig einen Teller dicke Suppe.

In der Inflation 1923 verloren viele Menschen ihr gesamtes Vermögen. 6 Millionen Arbeitslose lebten in Armut und am Rande des Hungers. Rechtsradikalismus kam auf. In den 30igern wurden in den Gemeinden für die Arbeitslosen Notstandsarbeiten in Form von Wege- und Strassenausbesserungen geschaffen. Dies geschah in sogenannten Freiwilligen Arbeitsdiensten, die von Gemeinden und Arbeitsämtern organisiert und vom Staat kräftig bezuschusst wurden. Durch solche Arbeitsdienste wurden beispielweise im unteren Monbachtal die Staumauer gebaut. Schellbronner und Hohenwarter Arbeitslose halfen beim Bau der Unterreichenbacher Strasse. Neuhausener waren u.a. bei Waldwegearbeiten entlang der Unterhaugstetter Strasse eingesetzt. Auch in Steinegg und Hamberg wurden Dorfstrasse, Wald- und Feldwege ausgebessert. Zahlreiche Männer aus dem Biet fanden beim Autobahnbau auf der Strecke Niefern-Heimsheim einen sicheren Arbeitspaltz.

Besonders schrecklich waren die Tage vom 15.-17. April 1945. Durch Kampfhandlungen und Luftangriffe kamen in Neuhausen 6 Menschen zu Tode. In Schellbronn mussten 4 Kinder ihr Leben lassen. In Neuhausen entstand schwerer materieller Schaden, 32 Wohnhäuser und 46 Scheunen wurden zerstört, in Schellbronn waren es 5 Wohnhäuser und 7 Scheunen.Auch das Biet hatte seinen Tribut zu zahlen. Gegen Ende des Krieges und in den Jahren 1946 - 1948 erhielt das Beit Zuwanderung: Bombengeschädigte und Evakuierte, später Heimatvertriebene oder "Flüchtlinge", wie man zu ihnen sagte, liessen sich bei uns nieder. Heute längst integriert, ist ihnen das Biet zur liebenswerten Heimat geworden.

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